Benutzer:Therealdej/2G-Pilotprojekt/Transkript-Drosten-Podcast-2021-09-03

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Korinna Hennig:

Jetzt sind wir noch einmal bei den Teststrategien angekommen. Wir haben vorhin schon ganz kurz die Situation im Restaurant durchgesprochen. Das wäre dann das Modell 3G. Also wenn wir jetzt nicht nur bei Kindern sind, sondern beim öffentlichen Leben insgesamt und bei Erwachsenen, bei Geimpften und Ungeimpften. Hamburg zum Beispiel, wo wir mit dem NDR ja sitzen, hat als Optionsmodell 2G freigestellt, Restaurantbetreibern zum Beispiel, Kulturveranstaltern, dass sie viel mehr Menschen reinholen können, viel weniger Abstandsregeln haben müssen, und dafür aber wirklich nur Geimpfte reinlassen.

Auch wenn Geimpfte das Virus übertragen, muss man da keine Sorge haben? Sagen wir mal, Sie und ich, wir sind beide geimpft. Wir sitzen im Restaurant. Ich bin infiziert, stecke Sie an und Sie tragen es noch weiter. Wissen wir was darüber, wie sehr von Geimpften zu Geimpften so eine Übertragung stattfindet?

Christian Drosten:

Genau. Ich hatte ja vorhin schon mal gesagt, es ist nicht schwarz-weiß, es gibt die Graustufen. Und wir sind als Geimpfter dennoch Infizierter, vielleicht eben auf so einem Grauspektrum. Wir sind nicht schwarz, voll infiziert. Wir sind aber auch nicht weiß, ganz clean. Sondern, da ist ein bisschen Virus und die heterologe Kombination ist immer schlecht. Also ein nicht Geimpfter hat viel mehr Virus und der kann selbst einen Geimpften noch infizieren. Oder ein Geimpfter, der ein bisschen Virus hat, aber der dann auf einen Ungeimpften trifft, der Ungeimpfte ist so empfindlich für das Virus, dass der dann infiziert wird. Gleichzeitig aber, wenn zweimal Grauton zusammenkommt, dann wird das nicht noch schwärzer, sondern dann wird das eher ein bisschen weißer. Warum ich das sagen kann? Also ich sage damit, die Infektion zwischen Geimpften wird nicht mehr so gut weitergegeben.

Korinna Hennig:

Trotz hoher Viruslast bei Delta?

Christian Drosten:

Trotz hoher Viruslast, genau. Ich kann das deswegen mit großer Entspanntheit sagen, weil es Daten gibt darüber. Die sind zwar indirekt, das ist keine direkt erhobene klinische Studie, aber man sieht das in den Meldedaten mehr als offensichtlich. Die sehr guten englischen Meldedaten beispielsweise, die zeigen ganz eindeutig dieses bemerkenswerte Hochkochen vor der Sommerpause, das war fast ausschließlich Delta. Und wir sehen auch dort, und das sehen wir übrigens auch in den Niederlanden, das sehen wir in Dänemark und so weiter, in vielen anderen Ländern, wo bei den alten Leuten besonders hohe Impfquoten erreicht worden sind, dass die alten Leute von diesem drastischen Anstieg nicht betroffen sind.

Wir wissen gleichzeitig, dass die Kontaktnetzwerke bei den alten Leuten vor allem mit anderen alten Leuten bestehen. Und das zeigt uns absolut deutlich, es liegt einfach offen zutage, dass die Übertragung zwischen Geimpften nicht mehr sehr effizient ist. Und darum sage ich weiter auch mit großer Überzeugung, dass wir uns aus dieser Pandemie rausimpfen können, wenn wir über eine Impfquote von 90 Prozent kommen – gesamtgesellschaftlich. Das sollte auch unser Ziel sein. Und wegen Ihrer Frage zu 3G, auch das verkommt wieder zu einer politisch aggressiven Diskussion, die vollkommen fehlgeleitet ist. Es ist ganz einfach: Wir haben diese Gs, die brauchen wir. Und wenn wir nichts Besseres haben als die Impfung, also wenn 2G nicht reicht, dann müssen wir dieses dritte G einfach dazutun, auch wenn es krepelig ist. Die Testung ist nicht so gut wie die Impfung, weil die Testung an sich keine Infektion unterbindet, sondern nur die darauffolgende Quarantäne, und das auch nur gesellschafsweit [sic], weil die Tests so imperfekt sind. Und dann eben, wenn wir jetzt wieder zum Kulturbetrieb kommen, Sie sagen jetzt Hamburg, das 2G-Beispiel. Ich finde das überhaupt nicht falsch. Es ist nur ein bisschen - vielleicht kühn, das jetzt schon zu machen. Die Testung wegzulassen. Aber in diesem Fall wird ja nicht die Testung weggelassen, sondern die Ungeimpften werden einfach nicht zugelassen von vornherein. Das ist ja das Kalkül, das, wie ich finde, auch durchaus meine Sympathie findet, auch wenn man das anders bewerten mag. Auch wenn ich als Wissenschaftler da komplett neutral sein sollte.

Quelle zum Transkript (PDF-Link, 10,8 MB)