Siebdruck: Unterschied zwischen den Versionen
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Es sollte also eine neue Beschichtung und Belichtung gemacht werden. Dazu muss natürlich die alte Kopierschicht runter vom Sieb. Die entsprechende Chemie dazu ist eine Siebentschichter-Lösung. Mittels Sprühflasche wurde das Sieb von beiden Seiten eingesprüht. Nach einer Einwirkzeit von 2-3 Minuten dann der Versuch mit einer gewöhnlichen Brause die Schicht abzuspülen. Leider löste sich die Schicht nicht komplett ab. Also ein erneuter Durchgang mit dem Siebentschichter. Dieser wurde nun mit einem Lappen eingearbeitet. Nach einer kurzen Einwirkzeit wiederum der Versuch das Sieb freizuspülen. Ohne nennenswerten Fortschritt. Nach einem erneuten erfolglosen Versuch dann das Sieb erstmal liegengelassen mit der Idee im Hinterkopf es am nächsten Tag mit einem Hochdruckreiniger an der benachbarten Tankstelle erneut zu versuchen. Also am nächsten Tag das Sieb wieder mit dem Siebentschichter vorbehandelt und dann mit dem Hochdruckreiniger abgesprüht. Aber es löste sich genau gar nichts mehr. Die grünliche Kopierschicht verblieb im Sieb. Nach einem Telefonat mit dem Siebdruckexperten war klar: das Sieb ist nicht mehr zu gebrauchen. Schock! Nach dem Behandeln mit dem Entschichter hätte das Sieb sofort und vollständig mit einem Hochdruckreiniger entschichtet werden müssen. Ein Antrocknen der bereits angelösten Schicht führt zu einer Aushärtung, die dann nicht mehr ablösbar ist. | |||
[[Datei:Siebdruck_–_39.jpg|Fehlbelichtung]] | |||
Wer hätte gedacht, dass der Ablauf der Entschichtung so kritisch ist? Wieder was gelernt, auch wenn auf diese Erfahrung gerne hätte verzichtet werden können. | |||
Also der Ablauf wäre richtig wie folgt: | |||
*Einsprühen mit Siebentschichter (beide Seiten) | |||
*Einarbeiten der Lösung mit einer Bürste (beide Seite) | |||
*nach kurzer Einwirkzeit mit dem Hochdruckreiniger ausspülen | |||
'''Was kommt als nächstes:''' | '''Was kommt als nächstes:''' | ||
*Sieb zur Neubespannung eingeschickt | |||
* ... warten auf das Sieb | |||
*Sieb beschichten (2. Versuch) | *Sieb beschichten (2. Versuch) | ||
*Sieb belichten (2. Versuch) | *Sieb belichten (2. Versuch) |
Version vom 24. August 2010, 09:40 Uhr
Teil I Die Belichtungsvorlage
Eine gute Vorlage zum Belichten ist das A und O. Das gilt nicht nur für das Belichten von Platinen-Basismaterial. Um zu wissen wie gut die Vorlage sein sollte, habe ich mir mal vom Fotosatz-Belichter ein professionelle Vorlage mit 2400dpi Auflösung besorgt. Alles was von der Qualität in die Nähe dieser Vorlage kommt, sollte für unsere Zwecke ausreichend sein. Denn eine gute Vorlage ist unkritischer beim Überbelichten.
Mir steht hier ein HP Laserjet 4100 mit original Toner zur Verfügung. Nach einer Recherche im Netz stieß ich auf die Folie Avery 3491 und Tonerverdichter. Der Hersteller der Laserdrucker-Folie preist die Folie für die Druckformerstellung an. Klingt schon mal ganz brauchbar. Und in der Tat bleibt auf der Folie deutlich mehr Toner haften als auf div. klarsicht Overheadfolien für den Laserdruck. Der Tonerverdichter (Conrad 200ml 8,95 Eur) war im ersten Test auf normalen Papier vielversprechend. Beim diesem Test wurde nur der rechte untere Teil des Motivs mit dem Tonerverdichter benetzt. Dieser Bereich ist deutlich schwärzer und lichtundurchlässiger als der linke unbehandelte Teil des Motivs. Jetzt das Ganze mit der speziellen Folie. In den Druckeinstellungen den Tonerauftrag auf volle Pulle und danach ordentlich flächig mit dem Verdichter eingespüht. Trocknung dauerte ca. 2 min.
Stunde der Wahrheit: Wie gut schlägt sich die DIY-Vorlage mit einem professionellen Fotosatz? Auf den ersten Blick bei Gegenlicht nicht so schlecht. Allerdings scheint der Drucker auf der linken Seite seiner Trommel Probleme zu haben, denn dort war der Tonerauftrag von Anfang an nicht ganz so satt wie rechts. Und der Verdichter kann nur dann ordentlich verdichten, wenn genug Toner zum Verdichten vorhanden. Auf einem Bild habe ich die Kontraste und Helligkeit des Fotos mal extrem hochgefahren, um die letzten nicht 100% schwarzen Pixel sichtbar zu machen. Hier zeigt sich deutlich, dass die selbstgedruckte Vorlagen mit dem Fotosatz einfach nicht mithalten kann. Ferner zeigen sich hier die Probleme des Druckers im Bereich des "LAB". Der rechte Bereich ist allerdings extrem gut geworden und zeigt mit bloßem Auge fast keinen Unterschied zum Fotosatz.
Teil II Die Belichtung
Zur Verfügung steht ein Gesichtsbräuner mit 4 UV-Röhren (TL29D16 16W), die Kopierschicht CPS Ultra Coat 200, ein Glasscheibe (4mm) und ein wackliger Aufbau zwischen 2 Stühlen in der Küche. Der Abstand der Röhren zur späteren Vorlage beträgt 45cm. Ob dieses Setup (hier speziell der Gesichtbräuner) zu brauchbaren Ergebnisse führt, wird sich noch zeigen müssen.
Um einen Anhaltspunkt für die Belichtungszeit zu bekommen und ein Gefühl für das Material wäre eine Belichtungsreihe erforderlich. Allerdings dazu ein Sieb beschichten, testen, Sieb entschichten, wieder testen usw. war ich dann doch zu faul. Um mal grob ein Gespür für die Belichtung zu bekommen, habe ich die Ghetto-Style-Variante verwendet. Dazu habe ich die Kopierschicht auf kleine Papierstücke aufgetragen und im Dunkeln trockenen lassen. Mit diesen relativ ungleichmäßig beschichteten Fetzen habe ich dann einige Belichtungstests durchgeführt.
Erster Test ohne Glasscheibe für 6 min. Danach diesen Fetzen mit einem Pflanzensprüher mit Wasser kräftig abgesprüht. Die Stelle auf die ich eine Papierecke als Vorlage gelegt hatte bleibt wasserlöslich und löste sich vom Rest. Da tut sich also schon mal was.
Nächster Test mit einer Vorlage auf der Spezialfolie und tonerverdichtet und unter der Glasscheibe. Allerdings habe ich hier bei der Vorlage vergessen auf maximalen Tonerauftrag zu stellen, so dass diese Vorlage schlechter ist als die in Teil I beschriebene. Nicht schlimm. Wenn es mit dieser Vorlage brauchbare Ergebnisse liefert, dann sollte es mit einer besseren auch klappen.
Also nächster Test mit 5 min. Hier zeigt sich beim Absprühen, dass selbst die belichteten Bereiche klebrig werden und sich teilweise auch mit ablösen. Diese Belichtungszeit ist definitiv zu kurz. Zudem schluckt die Glasscheibe auch noch UV-Licht.
Nächster Test mit 11 min. Das sieht soweit gut aus. Allerdings merkt man hier, dass manche Bereiche Randunschärfen aufweisen, die durch das wellige Papier entstanden sind.
Nächster Test mit 14 min. Geht auch ganz gut, allerdings haben manche Stellen durch die Vorlage noch ein wenig Licht abbekommen und lassen sich schwerer lösen.
Vergleicht man außerdem eine belichtete Kopierschicht mit einer unbelichteten Kopierschicht, dann fällt auch eine Farbveränderung auf. Unbelichtet ist die Kopierschicht satt grün und wird durch die Belichtung dunkler und die Farbe verschiebt sich zu einem Blaugrün.
Als nächstes wird die Belichtung auf dem Sieb ausprobiert. Wenn das Sieb beschichtet ist, dann weiß man auch welche Kopierschichtdicke sich dort einstellt. In Verbindung mit der Pseudobelichtungsreihe lässt sich daraus dann schon mal ganz gut abschätzen wie lange die erste richtige Siebbelichtung dauern sollte. Ich tippe mal so auf 10-12 Minuten. Mal sehen …
Kommen wir schon mal zu den Überlegungen über die Platzierung der Belichtungsvorlage. Die Beschichtung und und die Belichtung finden im abgedunkelten Raum statt, da können dann keine Fotos gemacht werden. Also vorher schon mal überlegen wohin mit der Vorlage. Die Siebdruckunterlage sollte gerade für den Textildruck dazu geeignet sein ein Shirt überzustreifen, um es dann ganz glatt auf der Unterlage zu streichen. Habe hier mal aus Zeitungspapier eine Vorlage geschnitten. Dabei sind die Abmessung auch so gewählte, dass auch ein A3-Format platz findet. Ferner noch Abrundungen zu den Seiten damit die Unterlage schön in den Halsausschnitt eines Shirts passt.
Das Sieb ist angenehm groß, um bequem ein A3-Motiv aufzunehmen. Groß genug um direkt 2 Siebdruckmotive aufzunehmen, die dann später getrennt voneinander gedruckt werden können. Hier in diesem Fall das Logo der Labortage 2010 einmal in groß für den zentrierten Druck auf Brust oder Rücken und einmal in klein für Brust oder Ärmel. Es kann also zunächst ein Druckdurchlauf mit einem Motiv stattfinden während das andere Motiv abgeklebt wird. Dann wird das Sieb um 180° gedreht und es kann in einem 2. Durchlauf das andere Motiv gedruckt werden.
Die erste Beschichtung mit der Beschichtungsrinne war nicht so dolle. Sieht auf Videos immer so einfach aus, aber da braucht man schon einige Übung und Erfahrung. Die Rinne mit Fotoemulsion gefüllt, unten das Sieb gehalten, angekippt und dann gleichmäßig nach oben gezogen. Leider war wohl nicht genügend Emulsion am Sieb, so dass sich diese erste Beschichtung in der Breite nach oben hin verjüngt. Kann man auch gut auf dem Foto erkennen. Weiterhin hätte ich das neu gelieferte Sieb auch vorher mal ordentlich mit dem extra dafür mitgelieferten Siebentfetter reinigen sollen. Hatte das Gefühl, dass das Sieb die Emulsion nicht so gut aufgenommen hat. Aber an diesem Punkt abzubrechen kam nicht in Frage. Also mehr Emulsion in die Rinne und ein weiters mal ein Schicht auf die Unterseite des Siebs aufgetragen. Jetzt war endlich das ganze Sieb bedeckt. Allerdings blieb an den Rändern sehr viel Emulsion stehen. Jetzt noch einmal von der Rakelseite her noch eine Beschichtung und dann zum Trocknen horizontal gelagert. Über eine Stunde auf die Trocknung gewartet, dann mit einem Fön die Sache etwas beschleunigt. Allerdings trockneten die dicken Emulsionstropfen am Rand der Beschichtung nicht vollkommen aus. Trotzdem wurde das Sieb belichtet, obwohl die Beschichtung schon nicht so gelungen war. Die Siebunterseite wurde von oben für 12 min. belichtet.
Nach der Belichtung direkt in die Duschkabine damit und mit Wasser benetzt und 2-3 Minuten gewartet. Dann mit einem Pflanzensprüher von der Belichtungsseite her das Motiv stetig mit Wasser besprüht. Nach weiteren 3 Minuten löste sich die unbelichtete Kopierschicht sehr gut ab und legte das Motiv frei. Von der Belichtungsseite her schien alles soweit funktioniert zu haben. Allerdings sah es auf der anderen Seite des Siebs nicht ganz so rosig aus. Hier lösten sich beim Besprühen mit Wasser auch Teile der belichteten Kopierschicht. Weiteres Besprühen führten dazu das sich innerhalb des Motivs die belichteten Stellen sich von dieser Seite des Siebs fast ganz auflösten. Der Wasserstrahl drückte durch das Sieb dahinterliegende Teile des Motivs raus.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Belichtungszeit dann doch zu kurz gewählt war. Das Licht muss durch das Siebgewebe die dahinterliegende Kopierschicht erreichen. Da braucht es anscheinend eine noch längere Belichtungszeit. Aber ansonsten ist dieses Ergebnis dennoch vielversprechend, denn das Motiv sieht von der Belichtungsseite her nicht so schlecht aus. Klare und scharfe Konturen. Selbst schräge Maschenübergänge sind mittels Fadenzähler festzustellen. Das lässt auf den erneuten Anlauf hoffen.
Fehlerannalyse:
- schlechte ausgeführte Beschichtung
- zuviel Emulsion an den Beschichtungsrändern (trocknet schlecht)
- zu geringe Belichtungszeit
Weitere Beobachtungen:
- Diazo der Kopierschicht färbt weiße Waschbeckenkeramik leicht gelblich
- Nachts in einer Mietwohnung mit Wasserstrahl auf Sieb getrommelt ist ganz schön laut
Nächster Fail
Es sollte also eine neue Beschichtung und Belichtung gemacht werden. Dazu muss natürlich die alte Kopierschicht runter vom Sieb. Die entsprechende Chemie dazu ist eine Siebentschichter-Lösung. Mittels Sprühflasche wurde das Sieb von beiden Seiten eingesprüht. Nach einer Einwirkzeit von 2-3 Minuten dann der Versuch mit einer gewöhnlichen Brause die Schicht abzuspülen. Leider löste sich die Schicht nicht komplett ab. Also ein erneuter Durchgang mit dem Siebentschichter. Dieser wurde nun mit einem Lappen eingearbeitet. Nach einer kurzen Einwirkzeit wiederum der Versuch das Sieb freizuspülen. Ohne nennenswerten Fortschritt. Nach einem erneuten erfolglosen Versuch dann das Sieb erstmal liegengelassen mit der Idee im Hinterkopf es am nächsten Tag mit einem Hochdruckreiniger an der benachbarten Tankstelle erneut zu versuchen. Also am nächsten Tag das Sieb wieder mit dem Siebentschichter vorbehandelt und dann mit dem Hochdruckreiniger abgesprüht. Aber es löste sich genau gar nichts mehr. Die grünliche Kopierschicht verblieb im Sieb. Nach einem Telefonat mit dem Siebdruckexperten war klar: das Sieb ist nicht mehr zu gebrauchen. Schock! Nach dem Behandeln mit dem Entschichter hätte das Sieb sofort und vollständig mit einem Hochdruckreiniger entschichtet werden müssen. Ein Antrocknen der bereits angelösten Schicht führt zu einer Aushärtung, die dann nicht mehr ablösbar ist.
Wer hätte gedacht, dass der Ablauf der Entschichtung so kritisch ist? Wieder was gelernt, auch wenn auf diese Erfahrung gerne hätte verzichtet werden können.
Also der Ablauf wäre richtig wie folgt:
- Einsprühen mit Siebentschichter (beide Seiten)
- Einarbeiten der Lösung mit einer Bürste (beide Seite)
- nach kurzer Einwirkzeit mit dem Hochdruckreiniger ausspülen
Was kommt als nächstes:
- Sieb zur Neubespannung eingeschickt
- ... warten auf das Sieb
- Sieb beschichten (2. Versuch)
- Sieb belichten (2. Versuch)
- Kontrolle des Ergebnis
- Überlegungen zu Siebdruckvorrichtungen
- DER ERSTE DRUCK
Material und Kosten
- Siebrahmen (73x53cm) Alu-Profil (30x30mm) mit 43er-Gewebe (gespannt mit 16 Newton) 42,-- netto
- 900 gr Kopierschicht-Emulsion CPS Ultra Coat 200 16,-- netto
- 30 cm Alu-Rakel eloxiert 30,-- netto
- 40 cm Beschichter-Rinne Aluminium 48,-- netto
- 1 kg schwarze Farbe wasserlöslich für Textilien 17,-- netto
- 100 gr. Fixierer für Farbe 7,-- netto
- 1 l Entschichter-Lösung 5,-- netto
- 1 l Entfetter-Lösung 5,-- netto
- Sprühkleber 6,-- netto
- Avery 3491 Folie für die Druckformerstellung (100 Folien) 30,-- brutto
- Tonerverdichter Conrad 200ml 9,-- brutto
- Glasscheibe vom Trödelladen 2,-- brutto
- Gesichtsbräuner Philips vom Trödelladen 10,-- brutto
Total brutto: ca. 261,--